Kyudo   Verein Weimar
 

Kyūdō [kjɯːdoː] 

(japanisch 弓道 „Weg des Bogens“) ist die Kunst des japanischen Bogenschießens, die sich in der Meiji Periode aus dem Kyūjutsu (弓術 „Bogenkunst“) entwickelt hat. Mit dem Übergang in die friedliche Edo Periode wurde das Bogenschießen vom Kriegshandwerk zur körperlichen und geistigen Ertüchtigung weiterentwickelt und hat sich bis in die Neuzeit immer wieder gewandelt. Heute gibt es noch immer verschiedene ältere Stilrichtungen, die zum Teil der 1949 gegründeten All Nippon Kyudo Federation (Zen Nihon Kyūdō Renmei) beigetreten sind. Unsere Schule gehört nicht dazu, daher haben wir keine Graduierungen oder Wettkämpfe. Im Vordergrund steht die persönliche Entwicklung durch Selbstdisziplin und Konzentration auf die Bewegungen des Schießens. Dabei bilden Achtsamkeit, Geduld und die Achtung gegenüber seinen Mitschülern einen zentralen Bestandteil des Trainings. Während im modernen Kyūdō üblicherweise nur Yumis zwischen 8 bis 15 Kilo Zugkraft verwendet werden, fördern wir ebenfalls das Schießen mit stärkeren Yumis (30+ Kilos).

Geschichte unserer Stilrichtung

Unsere Stilrichtung, die Heki Ryu Bishu Chikurin Ha (日置流尾州竹林派), geht auf den buddhistischen Mönch Ishidō Chikurinbō Jōsei (石堂竹林坊如成) zurück, der als Gründer der Chikurin Ha gilt (ca. 1550). Sein zweiter Sohn Ishidō Rinsaemon Sadatsugu (石堂林左衛門貞次) gründete danach in der Region Nagoya die Bishu Chikurin Ha. Die Stilrichtung gehört der Heki Schule an, geht aber nicht auf Heki Danjō Masatsugu (日置弾正政次) zurück, sondern vermutlich auf Heki Yazaemon Noritsugu (日置弥左衛門範次).

Ab dem Jahr 1606 begann in Kyōto das Tōshiya (通し矢, auch genannt Dōsha (堂射) oder Koguchimae (小口前)) auf der Veranda des Sanjūsan Gendō bei dem im Sitzen auf ein 120 m entferntes Ziel geschossen wurde. Da das Dach des Tempels dabei hohes Schießen unmöglich machte wurden starke Yumis, mit ca. 40 Kilo Zugkraft, und sehr leichte Pfeile verwendet. Der bedeutendste Wettkampf dabei war das 24 Stunden Schießen, bei dem versucht wurde so viele Pfeile wie möglich an einem Tag abzuschießen. Der Sieger wurde mit dem Titel Tenka Ichi (天下一) ausgezeichnet. Dabei sind zwei Namen besonders hervorzuheben Wasa Daihachiro (和佐大八郎範遠), welcher der Kishu Chikurin Ha (wahrscheinlich einem Ableger der Bishu Chikurin Ha) angehörte und mit 13053 Pfeilen (davon 8133 Treffer) den letzten Wettkampf gewann (Jahr 1686) und Hoshino Shigenori Kanzayemon (星野茂則勘左衛門), der zweimal zuvor (Jahr 1662 und 1669) den Wettkampf gewann (mit 6666 Treffern aus 10025 und ein weiteres Mal mit 8000 Treffern aus 10542). Die beiden Stilrichtungen waren zwar Rivalen aber der Geschichte nach half Hoshino Shigenori Wasa Daihachiro dabei den Wettkampf weiterzuführen und zu gewinnen, indem er dessen geschwollene Hände versorgte.

Einer der nachfolgenden Schüler der Hoshino Shigenori Schule war Sekiguchi Genta (関口源太), der seinen Stil der Bishu Chikurin Ha an seine beiden Schüler Kobayashi Harumichi (小林治道) und Shibata Kanjūrō XIX (柴田勘十郎) weitergab. Shibata Kanjūrō der XX hat maßgeblich in den 80ger Jahren dazu beigetragen Kyūdō weltweit zu verbreiten. Nach dessen Tod hat Shibata Kanjūrō XXI in der 21ten Generation die Schule übernommen und ist unser direkter Sensei.

Geschichte der Shibata Familie

Die Geschichte der Shibata Familie beginnt bereits im 16ten Jahrhundert. Bereits Shibata Kanjūrō I war Bogenbauer. Shibata Kanjūrō II siedelte nach Kyōto über und baute dort Yumis für die Tokugawa Shogune. Die Familie Shibata erhielt von dieser Zeit ab den Titel Goyumishi (御弓師) den sie bis heute inne haben und den nur sehr wenige Bogenbauer in Japan je bekommen haben. Shibata Kanjūrō XVIII wurde 1871 zum offiziellen Bogenbaumeister des japanischen Kaiserhauses ernannt. Die Shibata Familie baut bis heute die 59 Azusa Yumis (梓弓), für die alle 20 Jahre stattfindende Neukonstruktion des Ise Jingu in Mie.


Infos: Mario Kapitan

Stand 08.11.2025 Ts